Weihnachtsbrezln, Paul Sporrer und die alte Dame an der Bushaltestelle

Ihr Lieben,

bereits im November habe ich Euch von meinem kleinen Küchenschatz berichtet. Heute möchte ich Euch mehr davon erzählen.



Der Widmungsbrief, der dem Kochheft beigelegt war, enthielt den Namen und den Beruf des Verfassers: Paul Sporrer, Pfarrer. Ich begann deswegen mit der Recherche und fand einiges über Pfarrer Sporrer hinaus. Die noch nicht vollständig gelesene Zusammenstellung über Paul Sporrer liegt noch auf meinem Schreibtisch - eine spannende Lektüre. Davon erzähle ich bei anderer Gelegenheit gerne mehr.

Auf der Rückseite dieser Widmung stehen zwei Rezepte und das eine davon habe ich vor wenigen Tagen ausprobiert.


Weihnachtsbrezln
140g. fein gestoßenen Zuker
140g. Mehl, 105g Butter, zwei
Eidotter, 2 Eßlöffel saurer Rahm,
etwas abgeriebene Zitronenschale
werden zusammen zu einem Teig
verarbeitet. Eine Stunde ruhen
lassen und Blech mit Schmalz bestreichen
mit Mehl stauben, drauflegen, gibt
Eigelb u. groben Zuker darauf u. bükt
sie bei guter Hitze ½ Stunde lang.



Ich besuche dieses Semester schließlich ein Handschriften-Seminar im Stadtarchiv und hatte die Idee, Rezept und Umsetzung des Rezepts zur letzten Sitzung vor Weihnachten mitzubringen.

Meine Zutaten:

140g feinster Zucker
140g Mehl (plus mehr Mehl zum Bestäuben und Verarbeiten)
105g Butter
4 Eigelb (2 für den Teig, 2 zum Bestreichen)
2 EL Schmand
eine Bio-Zitrone
etwas Butterschmalz fürs Blech
groben Hagelzucker

Meine Zubereitung:


Ich habe den Zucker mit der Butter schaumig gerührt und die beiden Eidotter sowie den Schmand und schließlich nach und nach das Mehl untergerührt und die abgeriebene Schale einer Zitrone zugegeben. Dann habe ich den Teig in den Kühlschrank gegeben und ein Blech mit Butterschmalz gefettet und mit Mehl bestäubt.

Nach einer Stunde Kühlzeit habe ich den Teig, der noch immer sehr weich war, vorsichtig zu kleinen Brezeln geformt.

Leider stand im Rezept weder, wie groß die Brezeln werden sollen, noch wie viele es werden sollen, deswegen habe ich einfach nach Gefühl gearbeitet. Der Teig klebte dabei sehr und man braucht viel Mehl für die Hände und die Arbeitsfläche, damit man den Teig in kleinen Portionen zu bleistiftdicken Strängen und dann zu Brezeln formen kann. Da muss man geduldig sein.

Die Brezeln werden dann vor dem Backen mit Eigelb bestrichen und mit grobem Hagelzucker bestreut.

Und dann kommen sie in den Ofen. Im Rezept stehen die Angaben "gute Hitze" und "eine halbe Stunde". Ich habe 180°C Ober- und Unterhitze verwendet und die Plätzchen ziemlich genau beobachtet und nach gut 15 Minuten aus dem Ofen genommen.


Die Brezeln sehen nach dem Backen zwar nicht mehr so richtig wie Brezeln aus, schmecken aber umso besser: Leicht zitronig, nicht zu süß und schön saftig.

Die Reaktion:


Die Teilnehmer des Seminars (und auch der Dozent) freuten sich über das Rezept und die dazugehörige Umsetzung und befanden die Brezeln für gut. Da wir aber nur zu sechst waren, blieb doch eine ganze Menge übrig und ich machte mich mit meiner Bärchen-Keksdose wieder auf den Heimweg. Durch Zufall verpasste ich dabei einen meiner Anschluss-Busse und ging spontan noch in den Supermarkt. An der Kasse stellte ich die Keksdose kurz ab, legte meine sieben Sachen aufs Band und wurde prompt auf die Keksdose angesprochen. Und so kam es, dass ich in der Schlange begann, Kekse zu verschenken. Besonders die Kassiererin war begeistert (so sehr, dass ich ihr noch das Rezept vorbeibringen soll) und es entstand ein lebhaftes Gespräch übers Backen, über Traditionen und alte Schriften.

Vollkommen beglückt verließ ich den Markt um den nächsten Bus zu bekommen. An der Bushaltestelle war ich allerdings nur kurz alleine, bevor sich eine alte, vollkommen in rot gekleidete Dame zu mir gesellte. Auch sie sprach mich auf die Keksdose an, kostete kurze Zeit später von den Weihnachtsbrezeln und erzählte mir ihr liebstes Keksrezept. Dieses notierte ich mir sofort auf einer der beliegenden Servietten -  es wird sicher bald ausprobiert!

Ich finde es sehr schön, wie man übers Backen so schnell Kontakte knüpfen kann, wie Menschen sich auf diese Art begegnen und miteinander ins Gespräch kommen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch bereits jetzt ein schönes Weihnachtsfest mit vielen tollen Begegnungen!

Eure Marie-Louise



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